Big girl, you are beautiful…
Weihnachtszeit ist Essens- und somit Kilozeit. Sprich, man ist froh über kaschierende XL-Pullis, lange streckende Strickjacken und bauschige Mäntel. Herrlich, einfach wild drauflosfuttern, was das Zeug hält und die Zeit mit Lebkuchen, Weihnachtsplätzchen, Adventskalenderschokolade und Glühwein genießen.
Ich kann nicht mehr richtig atmen...
Aber von wegen, Pustekuchen. Mein supertoller streckender Mantel geht fast nicht mehr zu. Und es ist erst Anfang Dezember. Schock. Alarmstufe rot. Mein Kleiderschranksortiment enthält generell ein breites Größenspektrum, denn Frau schwankt gewichtsmäßig. Viele kennen das. Aber wenn die größten Sachen, die man hat, so richtig eng sitzen und man sich weder traut tief ein- noch auszuatmen und man sich in diesen nicht mehr so ganz wohl fühlt, dann ist es höchste Zeit die Reißleine zu ziehen und etwas zu tun. Denn nackt herumlaufen ist auch keine Lösung. Back to nature ist in diesem Fall nichts für mich.
Als 1,60 Meter großer Mensch schnappst du dir einfach eine Kleidergröße größer. Sitzt, passt, wackelt, hat Luft, weiter geht es. Als große Frau, die sich generell schon am Rande des normalen Größenspektrums bewegt, gestaltet sich das Ganze etwas komplizierter. Spezialläden für Dicke oder Curvy Girls bieten leider selbst heutzutage eher das Modell bunter Sack an. So zumindest meine Erfahrungen. Wenn ich mir aber was Weites, Untailliertes, was auch noch zu kurz ist anziehe, kaschiert das nix, sondern macht mich zur unförmigen Tonne. Von curvy siehste da nichts mehr. Das ist also alles Mist.
Am besten ist es natürlich, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen. Aber was willst du machen, wenn du nicht als langbeiniges Topmodel, sondern als kräftiges Curvy Girl mit Veranlagung zum Overcurvy Girl und Liebe zum Essen geboren worden bist? Ich kann echt einfach immer essen. Ob es mir gut geht oder schlecht. Man kann mich mit Essen sogar richtig glücklich machen. Das ist schon fast ein bisschen krank. Aber Hallo?! Lecker essen?! Was für ein Genuss! Ja, wie bei allen Sachen, kommt es natürlich auf die Menge an. Das hat momentan leider etwas Überhand genommen –Stress und so, Ihr kennt das. Deswegen kommt man dann leider auch nicht mehr zum Sport.
Gut, dass es Fitnessstudios gibt!
Gut, dass man im Fitnessstudio angemeldet ist. Die Geräte freuen sich auch so richtig, wenn sie endlich mal jemand verschont und fernbleibt… Zack, bist du im Teufelskreis drin! Aber nicht mit mir. Ich habe die Reißleine gezogen! Essen ist keine Lösung. Essen ist keine Lösung. Essen ist keine Lösung. Und Sport ist kein Mord!
Der Plan: Wieder „nur“ drei ordentliche Mahlzeiten am Tag, nichts zwischendurch und möglichst wenig Kohlehydrate abends. Ist natürlich zu dieser Jahreszeit besonders schwierig. Deswegen hatte ich nach ersten Erfolgen auch schon wieder einen Mega-Rückfall. Wenn es mit dem Weglassen des „Zwischendurchgeknuspers“ schon nicht klappt, wäre regelmäßiger Sport ja immerhin ein Anfang. Aber das ist natürlich gar nicht so einfach mit all den Terminen. Und der Überwindung. Egal, wir haben schon ganz was anderes geschafft. Also, auf in die Muckibude zum Hulken. She-Hulk, ich komme! Naja, demnächst irgendwann zumindest.
Wenn das an den Geräten wenigstens richtig Spaß machen würde. So wie Tischtennis oder Handball oder Volleyball. Ihr seht schon, ich entspreche dem „Große-Menschen-Klischee“ und mag Ballsportarten. Aber entgegen der Frage, die immer alle große Menschen zu hören bekommen, habe ich noch nie Basketball im Verein gespielt. Damals, damals als ich noch jung war, habe ich Tischtennis gespielt, kurz parallel Volleyball und nachher Handball. Als ich mein Studienjahr in Spanien war, war ich sogar mit lauter kleinen Spanierinnen im Uniauswahlteam. Das ist alles Sport, der richtig Spaß macht! Tja, leider ging dann erst das Knie kaputt, dann der Rücken und schließlich die Schulter. Für so ein lädiertes Ding fallen dann die coolen Sportarten also leider weg. Und dieses bissl Gymnastik, was man immer macht, kann man ja nicht als Sport zählen.
Also, auf in die Muckibude
Tanzen macht mir ansonsten noch Spaß, schön zur Musik auspowern! Heftige Sprunggeschichten und so lässt man dann halt einfach weg. Leider sind solche Kurse oft etwas zu früh für im Einzelhandel arbeitende Menschen und als Selbstständige fehlt mir da auch einfach die benötigte terminliche Flexibilität.
Mir bleibt also nur das Hulken in der Muckibude.
Apropros -kennt Ihr das, wenn Ihr Euch zwischen all den gestylten, zwei Köpfen kleineren Trainingshäschen wie ein Fremdkörper vorkommt? Wie jemand, der verrückterweise wirklich nur zum Sport herkommt und nicht zum Flirten oder Muskelpakete aufreißen? Wie jemand, der aus diesem Grund auch ungeschminkt in Sportbuchse mit langem Schlabbershirt drüber erscheint? Ich kenne das nur zu gut! Und Mädels, macht mal Eure Haare zusammen! Sport mit offenen Haaren geht gar nicht. Das finde ich auch immer in Action-Filmen so witzig. Die Heldin turnt und kämpft da immer mit offenen Haaren und meistert alles perfekt. Dabei stören offene Haare total – sie schränken das Sichtfeld ein, sind immer im Weg und können leicht irgendwo hängenbleiben. Mal davon abgesehen, wie verdammt warm das mit offenen Haaren ist. Schwitz... Also wenn Ihr mal auf der Flucht seid, denkt immer an ein Haargummi.
Die Trainingshäschen-Ausrede kann ich auf jeden Fall nicht mehr verwenden, in meinem aktuellen Studio sind zu meinen Zeiten eher ältere Leute da. Herrlich, ich sage es Euch. Alles total entspannt. Da fallen mir meine Größe und meine unstylishe, etwas zu kurze Trainingshose gar nicht mehr so auf.
Ihr seht schon, ich kriege das hin. Anfang des Jahres bin ich wieder voll in Form. Und bis dahin tänzele ich einfach noch eine Runde weiter zu Mikas "Big girl, you are beautiful".
6'1 1/2" Sarah is the owner of Schuhe Grossartig, a German footwear company dedicated to women with larger feet.